15 - Der Duft der Zeit: »Über Riechen gestern, heute und morgen« [ID:12318]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Mein Name ist Andrea Büttner, ich bin Aroma- und Geruchsforscherin und ich freue mich sehr,

dass Sie es trotz dieses Gestankes hier immer noch aushalten.

Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Zeitreise, das Riechen gestern, heute und morgen.

Beginnen wir doch mal in der Vergangenheit.

Ich gehe jetzt nicht so weit zurück, bis zum Urknall, wo wir vorhin schon waren,

sondern zur Entstehung des Menschen, der Homo sapiens.

Sie wissen alle, wir haben uns entwickelt über verschiedene Stufen zu dem, was wir heute sind.

Und die meisten werden jetzt denken, wir sind doch eine Spezies,

wo das Riechen eigentlich nicht so richtig von Relevanz ist, oder?

Das ist das Erste, was man meistens hört.

Schauen wir uns doch mal unsere genetische Ausstattung an.

Das Interessante ist, tatsächlich ist das Riechen oder das Riechgenom das Genom oder der Teil,

der den größten Teil in unseren gesamten Genom einnimmt.

Das ist doch schon mal verdächtig, oder?

Also da könnte man ja jetzt mal schon zum Grübeln kommen und sich denken,

offensichtlich ist unser Riechsinn möglicherweise nicht so irrelevant.

Was wir aber aus Studien wissen, ist, dass wir über unsere Evolution,

die Entwicklung des Menschen, immer mehr Riechgene verloren haben.

Ungefähr die Hälfte unserer Riechgene haben wir in unserer Entwicklung verloren.

Das klingt ganz schrecklich, klingt erst mal nach einem Desaster,

aber behalten Sie im Hinterkopf.

Es ist die größte Genfamilie.

Sie hat sich halbiert, okay, aber trotzdem haben wir nach wie vor

sehr, sehr viele Gene für das Riechen.

Außerdem ist spannend, dass diese Gene in unserem Erbgut immer noch irgendwie vorhanden sind.

Also man spricht da von so einem Silent Mode.

Und man kann sich natürlich fragen, vielleicht wird das ein oder andere Riechgen

auch immer wieder mal hervorgerufen oder aktiviert.

Wir wissen es nicht.

Was auch spannend ist, dass sich unser Sehen parallel entwickelt hat.

Die Riechgene, die wir verloren haben, diese Entwicklung ging parallel mit unserem Farbsehen.

Und das ist eigentlich auch ganz spannend, weil wir sehen,

dass unsere verschiedenen Sinne deutlich offensichtlich ineinandergreifen.

Aber ganz abgesehen davon gibt es auch Studien, die zeigen,

dass sich vor allem unser Gehirn entwickelt hat.

Und zwar vor allem auch die Regionen in unserem Gehirn, die für das Riechen zuständig sind.

Und deswegen ist es vielleicht zu kurz gesprungen, wenn man sagt,

wir haben Gene verloren, denn wir haben offensichtlich auch Gehirn gewonnen.

Und das ist ja nicht so ganz so schlecht.

Also zumindest in anderen Stellen in unserer Entwicklung hat es sich ja ganz ausgezahlt,

dass wir ein gut funktionierendes Gehirn haben.

Schauen wir uns doch mal an, ob wir eigentlich alle gleich sind, wir Menschen.

Ich habe Ihnen eine Substanz mitgebracht, die nach Nelke riecht oder nach Vanille

oder nach Rauch oder nach Schinken.

Jetzt werden Sie sich wundern, werden sagen, wie gibt es das denn?

Es hängt tatsächlich davon ab, wen man fragt.

Es gibt verschiedene Leute, die diesen Substanz, wenn sie sie riechen, unterschiedlich benennen.

Jetzt kann man sich fragen, haben Sie nur unterschiedliche Wörter dafür oder riechen Sie es tatsächlich unterschiedlich?

Und wir haben sehr, sehr starke Hinweise, dass es tatsächlich eine unterschiedliche Wahrnehmung ist.

Presenters

Prof. Dr. Andrea Büttner Prof. Dr. Andrea Büttner

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:19:06 Min

Aufnahmedatum

2019-10-19

Hochgeladen am

2019-11-22 09:34:39

Sprache

de-DE

Wie hat sich der Geruchssinn im Rahmen der Evolution entwickelt – und wie hat er unsere Spezies überleben lassen? Wie wichtig war er später, zum Beispiel in der Antike? Und wie konnte man im Mittelalter das olfaktorische Armageddon überleben? Brauchen wir den Geruchssinn heute eigentlich überhaupt noch – und riechen wir morgen nur noch digital? Erstaunliches über einen der am meisten unterschätzten Sinne.  

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